18 Nov Ein Hoch auf den Efeu
15. November 2024
Ein Hoch auf den Efeu!
Nach vielen grauen Tagen ist heute endlich die Sonne zurück und damit meine Lust, im Garten aktiv zu werden. Es steht an: Den Eroberungsdrang des Efeus eindämmen, der vom Schuppendach am Haus hochklettern will und mit einzelnen Ranken schon zum Wohnzimmerfenster hineinwinkt. Bei unverputzten Ziegel- und Steinmauern funktioniert das prima, bietet Lebensraum für Tiere und dämmt das Haus auch gegen Hitze und Frost. Bei verputzten Fassaden besteht jedoch ein gewisses Risiko von Schäden, und das will ich nicht eingehen – es gibt auch so genug Efeu im Garten.
Grundsätzlich bin ich ein Riesenfan von Hedera helix. Spatzen, Amseln und andere Vögel lieben das imposante Gebüsch auf dem Schuppendach, in dem sie auch im Winter Schutz finden, wenn die Bäume kahl werden. Auch der rundherum üppig von Efeu eingehüllte Apfelbaum ist ein Vogelmagnet.
Übrigens schädigt der Bewuchs einen ausgewachsenen Baum nicht, Efeu ist kein Schmarotzer! Stattdessen schützt sein Blattwerk die Rinde sogar vor zuviel Sonneneinstrahlung und Frost.
Wenn Efeu wachsen darf, bildet er nach einigen Jahren seine blühende Altersform aus. Die Blüten sind zwar unscheinbar, aber eine unschätzbare Futterquelle für Honigbienen, die wilde Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) und viele andere Insekten – auch deshalb, weil sie ab Ende September bis in den November hinein am Start sind, wenn es sonst kaum noch irgendwo Nektar und Pollen gibt. Das Gesumm an einem sonnigen Tag ist beeindruckend. Bis zum Ende des Winters bilden sich dann die blau-schwarzen Früchte aus, bleiben lange hängen und bieten vielen Vögeln willkommenes Futter. Für Menschen sind sie allerdings giftig.
Wie gesagt: Normalerweise dauerte es Jahre, bis der Efeu einem Garten dieses Geschenk macht und bis dahin kann er mit seiner rankenden Wuchskraft unglaublich nerven. Wobei man das Rausreißen der herumkriechen Ranken auch zum Aggressionsabbau nutzen kann… „Sei ruhig radikal, so als wolltest du den Efeu vernichten“, riet mir die Naturgartenplanerin Maria Stark (Link) bei ihrer Beratung. „Er wird trotzdem wiederkommen.“ Wie wahr.
Tatsächlich verzeiht der Efeu nicht nur derartig grobe Aktionen, sondern erlaubt auch zu schummeln: Man kann Stecklinge von blühendem Efeu in die Erde setzen, damit direkt die Altersform vermehren und die nervende Rankphase überspringen. Der Efeu wächst dann wie ein Strauch. Wie genial ist das denn?!? Weil ich das selbst noch nicht probiert habe, weiß ich nicht, wie einfach oder kompliziert das tatsächlich ist – aber zum Glück kann man Strauchefeu auch kaufen, er trägt dann den Namenszusatz „Arborescens“.
Mein Efeugebüsch auf dem Schuppen macht beides: blühen und ranken. Also rücke ich mit Gartenschere und mechanischem Astschneider an und rode einen 20 Zentimeter breiten Abstand zur Hauswand frei. Das Schnittgut wandert wie immer auf die Benjeshecken. Diese bestehen aus versetzt in den Boden gerammten Pfosten, so dass der Raum dazwischen Äste, Reiser und Ranken aufnehmen kann. Das lässt sich sogar richtig elegant gestalten, aber mir ist die Funktion wichtiger: Ich bin das Zeug los, ohne es aus dem Garten wegkarren zu müssen, und es entsteht eine neue Struktur, die von Tieren genutzt werden kann. Außerdem eignet sie sich gut, um im Frühjahr abgeschnittene Pflanzenstängel aufrecht anzustellen und Larven und Eiern, die sich darin und daran befinden mögen, noch eine Chance zur Entwicklung zu geben. Das aufgeschichtete Material wird von unten her zu Humus, sinkt ziemlich schnell zusammen und macht immer wieder Platz für neues.
Nach etwa zwei Stunden ist mein Werk getan. Damit sollte die Hauswand erst mal für eine Weile frei bleiben – bis nächsten Dienstag oder so.